Historischer Ortsrundgang
Das Markthus
Dieses Gebäude wurde nach dem großen Dorfbrand im Jahre 1818 erbaut und ist 1878 unversehrt geblieben, als der Studtmannsche Hof zum zweiten Mal ein Opfer der Flammen wurde. Es gehört somit zu den ältesten
Fachwerkhäusern in unserem Ort. Nach dem Brand bot die Scheune der Familie Studtmann Unterkunft, bis das neue Wohngebäude, das heutige Rathaus (Station 2 des Rundgangs), errichtet worden war. Bis 1955 wurde die Scheune als Schmiede genutzt. Das Haus ist 1956 zu einer Turnhalle (Hermann-Garbers-Halle) umgebaut und bis 1972 als solche genutzt worden. Danach zog das Heimatmuseum ein, bis die Samtgemeinde Amelinghausen das Gebäude schließlich erwarb und die heutige Tourist-Information sowie das Archiv darin eröffneten.
Rathaus
Bevor die Samtgemeinde Amelinghausen 1988 in diesem Gebäude ihr Rathaus einrichtete, war es Teil des landwirtschaftlichen Hofes des Bauern und Gastwirts Studtmann. Der Hof hat eine lange Geschichte bereits 1495 wird eine halbe Hofstelle in einem Steuerregister erwähnt. Das heutige Rathausgebäude diente über Jahrhunderte hinweg als Bauernhaus mit Schankrecht und wurde damals „Krug“ genannt. Bereits im 17. Jahrhundert wird es als Gasthaus erwähnt. Nach dem Ersten Weltkrieg wandelte sich die Dorfkneipe in einen kleinen Hotelbetrieb. Kurz nach dem Zweiten Weltkrieg stellte der Hofherr die Landwirtschaft ein und verkaufte die Ländereien. In den 1970er- und 1980er-Jahren wurde das Gebäude zu einem beliebten Treffpunkt der Jugend, denn hier befand sich die Diskothek „Twins“. Heute hat sich das Haus vom Ort der Partys zum Ort der Politik gewandelt – das Rathaus ist Schauplatz wichtiger Entscheidungen und beherbergt die Verwaltung der Samtgemeinde.
Hippolit-Kirche
Die Hippolit-Kirche in Amelinghausen wird erstmals 1322 schriftlich erwähnt. Vermutlich wurde jedoch bereits um das Jahr 950 eine erste Holzkirche an diesem Ort errichtet, die 1170 durch eine Steinkirche ersetzt wurde. Aufgrund des maroden Zustands der damaligen Kirche fanden ab 1737 die Gottesdienste vorsichtshalber im gegenüberliegenden Pfarrhaus statt.Im Winter 1748 wurde schließlich der Neubau einer Kirche genehmigt, der bereits 1750 fertiggestellt und eingeweiht wurde. Doch die Geschichte der Kirche blieb ereignisreich: Beim verheerenden Dorfbrand am 7. Juni 1818 wurde auch die Kirche zerstört. Zwei Jahre später, 1820, entstand das Gotteshaus in der Form, wie es heute zu sehen ist.Eine bedeutende Renovierung erfolgte 1969, bei der der Eingangsbereich auf die Nordseite der Kirche verlegt wurde. In den Sommermonaten steht die Kirche täglich von 8.00 bis 18.00 Uhr für Besucher offen und lädt dazu ein, einen Moment der Stille zu genießen und die Geschichte des Ortes hautnah zu erleben.
Glockenhof, ehemals Barghof
Der Glockenhof wird erstmals 1610 urkundlich erwähnt, doch vermutlich ist er deutlich älter. Als einziger Vollhof in Amelinghausen spielte er eine zentrale Rolle im Dorfleben. Ein Vollhof war verpflichtet, umfangreiche Abgaben zu leisten und Dienstleistungen für die Gemeinde zu erbringen. Solche Höfe hatten oft eine bevorzugte Lage und fruchtbare Ländereien, da sie zu den ältesten Ansiedlungen gehörten.Das Hauptgebäude des Glockenhofes ist ein klassisches Niedersachsenhaus, erbaut in der Form eines Zweiständerhauses. Ursprünglich hatte das Haus eine große „Missendör“ (das Haupttor), die heute durch eine Fensterfront ersetzt wurde. Wer genau hinsieht, kann an den Seiten des Gebäudes noch die alten Stalltüren entdecken. Am hinteren Ende des Hofes steht ein gut erhaltenes und noch funktionstüchtiges Backhaus aus der Zeit um 1840 bis 1850. Im Jahr 1968 wurde der landwirtschaftliche Betrieb um einen Hotel- und Reitbetrieb erweitert, wodurch der Hof auch für Gäste von außerhalb zu einem beliebten Anlaufpunkt wurde. Besuchen Sie den Glockenhof und erleben Sie die Atmosphäre eines traditionsreichen niedersächsischen Bauernhofes – eine perfekte Mischung aus Geschichte und Gastfreundschaft!
Alter Friedhof
Dieser idyllische und verwunschene Friedhof entstand um das Jahr 1794. Zunächst diente er als Begräbnisstätte für die Bewohner der umliegenden Orte Etzen, Dehnsen, Ehlbeck und Rehrhof. Später, als keine Bestattungen mehr direkt an der Kirche möglich waren, nutzten auch die Einwohner von Amelinghausen diesen Friedhof.Heute wird der Friedhof kaum noch genutzt, und die meisten erhaltenen Gräber gehören traditionsreichen Familien, meist Hofbesitzern und ihren Angehörigen. Anfang der 1930er-Jahre wurde ein neuer Friedhof außerhalb von Amelinghausen an der Straße nach Diersbüttel angelegt, der seither die Hauptbegräbnisstätte der Gemeinde ist.Die Nutzung des alten Friedhofs ist stark eingeschränkt: Nur Ehepartner bereits hier bestatteter Personen dürfen noch beigesetzt werden. Besonders sehenswert ist die alte, hohe Feldsteinmauer, die den Friedhof teilweise umgibt und bis heute in ihrer ursprünglichen Form erhalten geblieben ist. Ein Spaziergang über diesen historischen Friedhof vermittelt einen Eindruck vom Leben und den Familiengeschichten vergangener Generationen.
Polizei
Als Amelinghausen wuchs und die Einwohnerzahl stieg, entschied der damalige Landrat, dass der Ort eine eigene Polizeikraft – einen „Gendarmen“ – benötigt. Für diesen wurde ein passendes Grundstück gesucht, das groß genug sein sollte, damit der Gendarm und seine Familie sich aus einem eigenen Garten versorgen konnten. Der Vorschlag, ein Grundstück von einem Morgen Größe bereitzustellen, wurde jedoch vom Fiskus abgelehnt, da eine so großzügige Fläche für einen Polizisten als nicht notwendig erachtet wurde. Schließlich stellte die Gemeinde ein kleineres Grundstück auf der ehemaligen Schweineweide (heute Soltauer Straße 15) zur Verfügung, und der erste Gendarm, Rieckmann, konnte hier seinen Dienst aufnehmen. Vor etwa zehn Jahren zog die Polizeistation in das ehemalige „Stadthaus“ des Hofbesitzers Vogt vom Rehrhof um. Mittlerweile ist die Polizeiwache in der Straße An’n Sprüttenhus 2 untergebracht. Diese Station zeigt, wie sich die örtliche Sicherheit im Laufe der Zeit entwickelt hat – vom einzelnen Gendarmen mit Garten hin
zur modernen Polizeiwache.
Hof Rörup
Der Rörupsche Hof ist die Heimat des Landgasthauses Niedersachsen, der ältesten noch bestehenden Gaststätte in Amelinghausen. Bereits seit dem 17. Jahrhundert besteht hier das Recht, Getränke auszuschenken. Die erste urkundliche Erwähnung des Hofes stammt aus dem Jahr 1595, doch seine Geschichte reicht vermutlich noch weiter zurück.Durch seine günstige Lage an der historischen Handelsroute zwischen Lüneburg, Celle und Winsen war das Gasthaus schon früh eine wichtige Etappenstation für Reisende. Die Gebäude beeindrucken durch ihr kunstvolles Fachwerk und die Inschriften, die typisch für Bauten aus der Zeit vor 1900 sind.Das heutige Gasthaus ist ein Vierständer-Fachwerkhaus, das ursprünglich als Wohn- und Wirtschaftsgebäude genutzt wurde. Nach dem verheerenden Ortsbrand von 1818 wurde es aus der Marschregion hierher an seinen heutigen Standort umgesetzt. Seit 1985 wird das Angebot um einen Hotelbetrieb ergänzt, sodass Gäste in
historischem Ambiente übernachten können.
Postschuppen
Bevor die Bahn 1913 den Postverkehr übernahm, war dieser zweigeschossige Fachwerkbau der zentrale Sammelpunkt für den Nachrichtendienst in Amelinghausen. Hier konnten Postkutscher ihre Pferde wechseln, und von diesem Ort aus wurden Personen und Nachrichten in alle Himmelsrichtungen befördert. In einem Nebengebäude befand sich die zentrale Sammel- und Verteilungsstelle für Briefe. Von hier brachten Landbriefträger die Post in die umliegenden Dörfer.Nach der Einführung des Bahnpostverkehrs verlor der Postschuppen seine ursprüngliche Funktion und wurde als Kornspeicher genutzt. In den folgenden Jahrzehnten verfiel das Gebäude jedoch zusehends, bis es 1987/88 umfassend saniert wurde. In der Vergangenheit befand sich dort eine private Werbeagentur, die dem historischen Gebäude neues Leben eingehaucht hatte. Das markante Merkmal des Gebäudes ist die ehemalige Kutscheneinfahrt an der Straßenseite, die heute durch eine moderne Glasfront ersetzt wurde. Dieser gelungene Umbau verbindet historische Bausubstanz mit zeitgemäßer Architektur.
Das Pfarrhaus
An dieser Stelle stand schon immer ein Pfarrhaus, das über Jahrhunderte hinweg ein wichtiger Bestandteil des Dorflebens war. Der dazugehörige Pfarrhof diente ursprünglich der Selbstversorgung des Pfarrers und umfasste mehrere Ländereien. Wann das allererste Pfarrhaus errichtet wurde, ist nicht bekannt. Im Jahr 1580 wurde ein neues Pfarrhaus gebaut, nachdem das alte baufällig geworden war. Dieses Gebäude war lange Zeit der Mittelpunkt des Gemeindelebens. Doch auch dieses Pfarrhaus musste 1740 erneut ersetzt werden und fiel schließlich 1818 dem verheerenden Dorfbrand zum Opfer. Das heutige Pfarrhaus entstand kurz darauf und wurde im Stil eines Niedersachsenhauses errichtet. Bis 1977 erfüllte es eine Doppelfunktion als Wohn- und Wirtschaftsgebäude. Die Pfarrscheune, die einst ebenfalls zum Hof gehörte, befand sich an der Stelle, wo heute der Informationspavillon der Samtgemeinde steht. Dieses Pfarrhaus erzählt von der langen Geschichte des Gemeindelebens in Amelinghausen – ein Ort, der einst für die Versorgung des Pfarrers sorgte und bis heute als Denkmal an die Bedeutung von Kirche und Gemeinschaft
erinnert.
Die Pfarrkote – Das Brinksitzerhaus
Die Giebelinschrift dieses ehemaligen Wohn- und Wirtschaftsgebäudes zeigt, dass es nach dem großen Dorfbrand von 1818 neu errichtet wurde. Das Gebäude gehörte einem sogenannten Brinksitzer, einem Kleinbauern, der aufgrund seiner Verpflichtungen gegenüber der Kirche als Pfarrkötner bekannt war. Der Pfarrkötner hatte feste Aufgaben für den Pfarrer: Er musste Korn und Gras mähen sowie Gräben und Zäune rund um die Pfarrgüter instand halten. Für diese Arbeiten erhielt er eine geringe Entlohnung – etwa 2 Reichstaler pro Jahr. Bereits 1611 wird ein Hinrich Ehlebeke als Pfarrkötner schriftlich erwähnt. Im Laufe der Jahrhunderte folgten weitere Familien mit den Namen Witthöft, Ävern und Beecken. Da Brinksitzer nur über wenig eigenes Land verfügten, waren sie oft auf einen Nebenerwerb angewiesen. Der letzte Besitzer des Hauses, Ernst Beecken, war neben der Landwirtschaft auch als Viehhändler tätig.Dieses Fachwerkhaus erzählt die Geschichte einer sozialen Schicht, die hart arbeitete und eng mit dem kirchlichen Leben verbunden war. Ein eindrucksvolles Zeugnis des ländlichen Alltags in vergangenen Zeiten!
Der historische Speicher
Dieser Fachwerkspeicher zählt zu den ältesten Gebäuden in Amelinghausen und ist nach der Zehntscheune (Station 14) das zweitälteste erhaltene Bauwerk der Gemeinde. Errichtet im Jahr 1718, hat der Speicher den großen Dorfbrand von 1818 unbeschadet überstanden – eine seltene Ausnahme in der Geschichte des Ortes. Das charakteristische Fachwerk mit seinen Streben und Kopfbändern ist bis heute gut erhalten, ebenso wie die ursprüngliche Einfahrt auf der Ostseite. Obwohl der Speicher im Volksmund oft „Honigspeicher“ genannt wird, handelt es sich hierbei um einen Irrtum: Überliefert ist, dass das Gebäude ursprünglich als Geräteschuppen genutzt wurde. 1994 wurde der Speicher von den Eigentümern aufwendig restauriert. Dabei legte man besonderen Wert darauf, die historischen Baumaterialien zu erhalten und wiederzuverwenden. Der Speicher befindet sich im historischen Ortskern von Amelinghausen, nahe der Kirche und am Beginn der Uelzener Straße – ein Bereich, der einst das Herz der alten Gemeinde bildete.
Der Rüterhof – 600 Jahre Familientradition
Der Rüterhof, einst als „Brookhoff an der Lopau-Furt“ bekannt, wurde erstmals 1360 urkundlich erwähnt und befand sich damals im Besitz der Adelsfamilie von Estorff. 1409 ging der Hof in den Besitz von Johann Rüter über, der mit einer Tochter der Familie von Estorff verheiratet war. Seit mehr als 600 Jahren befindet sich der Hof nun ununterbrochen im Familienbesitz – ein beeindruckendes Beispiel für die lange landwirtschaftliche Tradition der Region. Bis 1916 wurde der Hof stets an den ältesten Sohn weitervererbt. Danach übernahmen jeweils Töchter den Betrieb, wodurch der ursprüngliche Familienname Rüter durch die Namen Klare und Hommel abgelöst wurde.Ursprünglich lag der Hof an der Lopau und verfügte über eine eigene Wassermühle. Anfang des 16. Jahrhunderts verlegte die Familie den Hof an seinen heutigen Standort. Das Hauptgebäude, wie es heute zu sehen ist, wurde 1880 errichtet. Im Rahmen des Dorferneuerungsprogrammes erhielt der Rüterhof 2009 eine Förderung für die Sanierung des Dachs. Bis heute wird der Hof als landwirtschaftlicher Betrieb geführt und gehört zur lebendigen Geschichte von
Amelinghausen.
Das versetzte Fachwerkhaus
Dieser Zweiständer-Fachwerkbau diente ursprünglich als Wohn- und Wirtschaftsgebäude. Interessanterweise stand das Gebäude ursprünglich nicht hier, sondern im benachbarten Wohlenbüttel. Die damaligen Besitzer entschieden sich, das Haus in Amelinghausen neu zu errichten. Dazu wurde das Gebäude sorgfältig abgebaut und an der neuen Stelle wieder aufgebaut. Die Holzbalken wurden durchnummeriert, um den Wiederaufbau zu erleichtern – einige dieser Nummerierungen sind bis heute sichtbar. Die Giebelseite mit dem großen Tor diente früher als Einfahrt in den Wirtschaftsbereich. Hier wurden landwirtschaftliche Produkte angeliefert und anschließend über eine Vorrichtung auf den Dachboden transportiert. Die Inschrift über dem Tor gibt Aufschluss über das Baujahr des Hauses, das 1838 errichtet wurde.Nach dem Zweiten Weltkrieg war das Gebäude eine wichtige Unterkunft für Geflüchtete. Zeitweise fanden hier bis zu 20 Menschen ein neues Zuhause.
Die Zehntscheune
Die Zehntscheune ist das älteste erhaltene Bauwerk in Amelinghausen und steht in ihrer heutigen Form bereits seit 1704 an dieser Stelle. Sie gehört zur Meyerschen Hofanlage, die früher als freies, landtagsfähiges Gut Teil des Ritterguts Amelinghausen war. Die Scheune diente einst als Lagerraum für die sogenannten Zehnt-Abgaben der Bauern. Der Zehnt war eine frühe Form der Steuer, die bereits von Karl dem Großen eingeführt wurde. Bauern mussten ein Zehntel ihrer Ernte und ihres Viehbestands abgeben, das dann in der Zehntscheune gelagert wurde. Seit 1802 ist die Hofanlage im Besitz der Familie Meyer, die das historische Erbe bis heute bewahrt. Die Zehntscheune beeindruckt durch ihre traditionelle Fachwerkkonstruktion in Vierständerbauweise. Besonders sehenswert sind die verschiedenen Einfahrtstore, die jeweils mit Inschriften versehen sind und einen Einblick in die Baugeschichte bieten.
Von zwei Gemeinden zu einer – Die Vereinigung von Amelinghausen und Sottorf
Bis 1970 waren Amelinghausen und Sottorf eigenständige Gemeinden. Erst im Rahmen einer Verwaltungsreform wurden sie zur heutigen Gemeinde Amelinghausen zusammengelegt. An dieser Stelle verlief einst die Grenze zwischen den beiden Orten, doch durch das fortschreitende Wachstum war sie kaum noch zu erkennen. Die zunehmende Besiedelung ließ die Gemeinden immer mehr zusammenwachsen, sodass eine gemeinsame Verwaltung sinnvoll erschien. Obwohl Sottorf flächenmäßig größer war und mehr Einwohner hatte, erhielt die neue Gemeinde den Namen Amelinghausen. Diese Entscheidung fiel den Ratsmitgliedern aus Sottorf nicht leicht. Zum Gedenken an die ehemalige Gemeinde Sottorf steht heute ein Gedenkstein an der Kreuzung Oldendorfer Straße/Im Dorfe. Dieser Ort erzählt von der Entwicklung Amelinghausens zur heutigen Großgemeinde und erinnert an die Zeit, als die Grenze zwischen Amelinghausen und Sottorf noch sichtbar war. Ein Stück lebendige Ortsgeschichte!
Der Bahnhof – Ein Relikt der Kleinbahnzeit
Das Bahnhofsgebäude von Amelinghausen wurde 1912 an der Kleinbahnstrecke Soltau–Lüneburg errichtet. Neben dem Personenbahnhof entstand damals auch ein Güterschuppen, um Warenumschlag und Transporte zu erleichtern. Im Jahr 1977 wurde der Personenverkehr aufgrund zu geringer Auslastung eingestellt, doch die Strecke wird weiterhin für den Güterverkehr, Durchgangsverkehr und gelegentliche touristische Fahrten genutzt. Heute verkehren hier wöchentlich etwa sechs Züge. Das Bahnhofsgebäude ist seit seiner Errichtung kaum verändert worden. Auch der ursprüngliche Lokschuppen steht noch und erinnert an die Blütezeit der Kleinbahn. Direkt gegenüber entstand 1913 das Postgebäude. Ab diesem Zeitpunkt übernahm die Bahn auch die Paketzustellung, die zuvor mit Postkutschen erfolgte. Gemeinsam bildeten der Bahnhof und das Postgebäude einst das wirtschaftliche Zentrum des Ortsteils Sottorf. Dieser Bahnhof ist nicht nur ein wichtiges Zeugnis der Verkehrs- und Wirtschaftsgeschichte der Region, sondern auch ein Symbol für den Wandel der Mobilität in Amelinghausen. Ein idealer Ort, um einen Blick in die Vergangenheit der Kleinbahnzeit zu werfen!
Der Thieshof – Ein Hof mit langer Geschichte und ländlichem Charme
Der Thieshof gehört zu den sechs historischen Höfen des ehemaligen Dorfes Sottorf. Er wird bereits im Landbede-Verzeichnis von 1450 als Großkote erwähnt, wobei angenommen wird, dass die Hofstelle zu diesem Zeitpunkt schon 100 bis 200 Jahre alt war. Von 1580 bis 1747 bewirtschaftete die Familie Thies den Hof. Als 1747 kein männlicher Nachfolger zur Verfügung stand, heiratete ein Sohn der Familie Hedder aus Etzen ein und übernahm die Hofstelle. Die Verbindung beider Familien lässt sich bis heute im Namen des Hofes erkennen. Besonders charakteristisch für den Thieshof ist die gut erhaltene niedersächsische Hofanlage mit dem ehemaligen Häuslingshaus aus 1816, dem großzügigen Hofplatz, alten Eichen und der umfassenden Natursteinmauer. Der Hof wurde 2009/2010 umfassend saniert, dabei wurde die Natursteinmauer restauriert und der eingesackte Hofeinlauf erneuert. Heute ist der Thieshof ein moderner Ackerbaubetrieb ohne Viehhaltung. Ein Großteil der ehemaligen Wirtschaftsgebäude wurde zu gemütlichen Ferienwohnungen umgebaut, die Besuchern einen Aufenthalt in historischer Umgebung ermöglichen.
Der Bauckhof – Wo Tradition und nachhaltige Landwirtschaft aufeinandertreffen
Der Eggershof, einer der ältesten Höfe in Sottorf, wird bereits im Landbede-Verzeichnis von 1450 erwähnt. Seine Ursprünge reichen jedoch vermutlich noch weiter zurück. Im Laufe der Jahrhunderte wurde der Hof von verschiedenen Familien bewirtschaftet, darunter im 18. und 19. Jahrhundert die Familie Eggers. Als in späteren Generationen keine männlichen Hoferben mehr vorhanden waren, ging der Hof an die Familien Schlaphoff und Bauck über.Einen bedeutenden Wendepunkt in der Geschichte des Hofes brachte Eduard Bauck, der 1959 aus Klein-Süstedt die biologisch-dynamische Anbauweise nach Sottorf brachte. Seitdem trägt der Hof den Namen Bauckhof und ist für seine nachhaltige Landwirtschaft nach Demeter-Standards bekannt. In den 1960er-Jahren wuchs der Hof erheblich: Während auf dem alten Eggershof heute Wohnungen und ein Hofladen für den Vertrieb der eigenen Produkte zu finden sind, dient der neu angelegte Hofteil, Tödters Hof, als landwirtschaftliche Produktionsstätte. Besucher können im Hofladen frische, biologisch-dynamische Produkte erwerben und die ländliche Atmosphäre genießen. Der Bauckhof ist ein gelungenes Beispiel dafür, wie ein historischer Hof sich weiterentwickeln und den Herausforderungen der modernen Landwirtschaft gerecht werden kann – eine Verbindung von Tradition und Innovation!
Die Pella-Gemeinde
Die Pella-Gemeinde gehört zur Selbstständigen Evangelisch-Lutherischen Kirche (SELK), die 1972 aus verschiedenen unabhängigen lutherischen Kirchen entstand. Diese Gemeinden entstanden ursprünglich im Widerstand gegen den staatlichen Unionszwang, der lutherische und reformierte Kirchen zur Vereinigung drängte. Die Pella-Gemeinde selbst wurde 1878 offiziell gegründet. Zunächst fanden die Gottesdienste in der Scheune des damaligen Ortsvorstehers Brüggemann statt. Doch bereits 1880 konnte die neu erbaute Pella-Kirche eingeweiht werden. Der markante Kirchturm wurde erst 1908 nachträglich errichtet – zunächst vor die Kirche gebaut und später aufgesetzt. Besonders erwähnenswert sind die Geschenke, die die Kirche in ihrer frühen Zeit erhielt: Die erste Glocke wurde vom Welfenhaus gestiftet, während die Turmuhr ein Geschenk eines Ahnen der Familie Huntemüller war. Das Grundstück für den Bau der Kirche wurde hälftig von den damaligen Besitzern der heutigen Höfe Bauck und Petersen gespendet. Die Pella-Kirche ist nicht nur ein spirituelles Zentrum, sondern auch ein Stück lebendige Geschichte, das von der Eigenständigkeit und dem Zusammenhalt der Gemeinde erzählt. Besucher können das Gebäude mit seiner besonderen Architektur und den historischen
Details besichtigen.
Der Hof Petersen – Ein Hof mit jahrhundertealter Geschichte
Der Hof der Familie Petersen, früher unter dem Namen Glusenhof bekannt, zählt zu den ältesten Höfen im ehemaligen Dorf Sottorf. Es handelt sich um eine Großkötnerstelle, eine Hofkategorie, die über ähnlich große Ackerflächen wie die Vollhöfner verfügte. Bereits im Winsener Schatzregister von 1450 wird diese Hofstelle erwähnt. Ein weiteres Dokument, ein Steuerregister aus 1681, nennt Carsten Glüsing als damaligen Besitzer. Von seiner Gründung bis 1990 wurde auf dem Hof kontinuierlich Land- und Forstwirtschaft mit Viehhaltung betrieben. Das Hauptgebäude ist ein klassisches Niedersachsenhaus in Zweiständerbauweise und wurde 1843 errichtet. Auch einige der dahinter liegenden Ställe stammen aus dieser Zeit. Die große Scheune auf der rechten Seite des Hofes wurde 1939 gebaut und dient bis heute als Lagerraum. Der Hof Petersen ist ein wunderbares Beispiel für die ländliche Architektur des 19. Jahrhunderts und zeigt, wie die traditionellen Höfe das Erscheinungsbild der Region über Jahrhunderte geprägt haben. Ein Blick auf die gut erhaltene Scheune und das Niedersachsenhaus lohnt sich auf jeden Fall!
Die St.-Godehard-Kirche – Ein moderner Ort des Glaubens
Die St.-Godehard-Kirche in Amelinghausen wurde am 31. Mai 1962 von Bischof Heinrich Maria Jansen geweiht und diente zunächst als Filialkirche der Pfarrgemeinde St. Marien in Egestorf. Die Kirche ist nach dem Heiligen Godehard (auch Gotthard) benannt, einem der bekanntesten Bischöfe von Hildesheim. Die Diözese Hildesheim, zu der Amelinghausen gehört, erstreckt sich heute bis zur Elbe. Seit 2006 ist die St.-Godehard-Kirche Teil der katholischen Pfarrgemeinde St. Marien in Lüneburg. Ein besonderes Highlight der Kirche ist die wertvolle Statue des Heiligen Godehard, die im Innenraum zu sehen ist. Die farbenprächtigen Fensterbilder erzählen biblische Geschichten sowie Episoden aus dem Leben des Heiligen. Der Tabernakel, gestaltet als „Brot des Lebens im Baum des Lebens“, ist ein eindrucksvolles Kunstwerk, das die Bedeutung der Eucharistie symbolisiert. Die St.-Godehard-Kirche verbindet modernes Design mit tiefer symbolischer Bedeutung und lädt Besucher ein, einen Moment der Besinnung zu finden und die künstlerische Gestaltung zu
bestaunen.